Erkennst du hier noch die Vorzeichnung? das dritte Foto zeigt die Originalgrösse
Wie "verschwindet" die Vorzeichnung im Aquarell?
Für fast alle meine Bilder nutze ich eine Vorzeichnung, sei es bei floralen Motiven oder Landschaften. Diese Vorzeichnung hilft mir, das Motiv besser kennenzulernen und eine solide Basis für die spätere Aquarellarbeit zu schaffen. Manchmal skizziere ich nur die wichtigsten Achsen, um mein Papier einzuteilen, in anderen Fällen, wie hier bei den Seerosen rechts, male ich die komplette Form vor. Dabei ist es mir wichtig, dass die Vorzeichnung nahezu verschwindet, sodass die Aquarellfarben voll zur Geltung kommen können.
Warum eine Vorzeichnung so wichtig sein kann:
- Vertrautheit mit dem Motiv: Die Vorzeichnung hilft dir, dich intensiv mit dem Motiv auseinanderzusetzen.
- Schulung des Auges und der Zeichenskills: Du trainierst dein Auge und verbesserst deine Zeichentechniken.
- Bildaufbau und Komposition: Du kannst den Bildaufbau und die Komposition in Ruhe überprüfen.
- Proportionen prüfen: Die Proportionen der einzelnen Bildbestandteile lassen sich leichter kontrollieren.
- Erleichtert das Aquarellieren: Eine gute Vorzeichnung gibt dir Sicherheit und Struktur beim Aquarellieren.
Steht deine Vorzeichnung brauchst du dir beim Malen weniger Gedanken machen und kannst dich umso mehr auf den Farbauftrag konzentrieren. Das ist beispielsweise auch ein Grund, warum es für meine Anleitungen in den meisten Fällen eine Abpausvorlage gibt und natürlich auch eine Anleitung, wie du die Abpausvorlage auf dein Aquarellpapier übertragen kannst.
Bleistift ist nicht gleich Bleistift
Nicht alle Bleistifte sind gleich. Die Wahl des richtigen Härtegrades kann einen großen Einfluss auf deine Vorzeichnung und damit auf dein fertiges Aquarell haben. Hier habe ich eine Übersicht für dich zusammengestellt mit den mir bekannten Härtegraden.
Tipp 1: Den richtigen Härtegrad wählen
Ich empfehle dir, für Vorzeichnungen nicht zu harte Bleistifte zu verwenden, auch wenn die Linien auf den ersten Blick zarter erscheinen. Nutze am besten Härtegrade wie HB, F oder B. Werde aber nicht zu weich, ich empfehle bis maximal 2B.
Wenn du mit einem härteren Bleistift arbeitest, achte unbedingt auf den Druck, den du ausübst.
Zu viel Druck kann kleine Verletzungen in der Papieroberfläche verursachen, in denen sich Aquarellfarbe sammelt und beim Trocknen dunkle Linien hinterlässt.
Für schnelle Skizzen oder Tonwertstudien darf es dann ruhig weicher werden, bis hin zu 9B. Weiche Bleistifte eignen sich hervorragend, um starke Kontraste und dynamische Linien zu erzeugen, aber eben weniger für Vorzeichnungen.
Diesen Stapel Nussschokolade gibt es als Videoanleitung im Mitgliederbereich und natürlich auch inklusive einer Vorzeichnung als Abpausvorlage. Bei diesem Beispiel kommt es nicht so sehr darauf an, die Vorzeichnung wegzuradieren, da sie unter der dunklen Farbe nahezu verschwindet.
Die oberen zwei Schokostücke sind bereits fertig gemalt und man kann die Vorzeichnung nicht mehr erkennen. Bei den untern zwei Stückchen schimmert der Bleistiftstrich noch durch den ersten Farbauftrag hindurch. Das kann hier hilfreich sein um für den weiteren Farbauftrag eine bessere Orientierung zu haben.
Möchtest du die Schokolade mit mir malen, dann melde dich gern im Mitgliederbereich an oder schreibe mir eine Mail, falls dich wirklich nur diese eine Anleitung interessiert (im Mitgliederbereich gibt es nämlich über 300 Videoanleitungen für dich).
Tipp 2: Der richtige Radiergummi – ein Knetradiergummi ist Gold wert
Ein guter Radiergummi ist unerlässlich, um deine Vorzeichnung vor dem Aquarellieren „verschwinden“ zu lassen. Noch besser ist ein Knetradiergummi. So einen siehst du auf dem Foto hier in grau. Den gibt es in der Regel in einer kleinen Kunststoffbox, in der du ihn am besten auch immer aufbewahren solltest.
Mit ihm kannst du über deine Vorzeichnung „radieren“ und sie so aufhellen, ohne die Oberfläche des Aquarellpapiers zu beschädigen. Das ist das Wichtigste, denn beim Radieren kann das Papier schnell kaputt gehen.
So kannst du ihn anwenden:
- Knete den Radiergummi zu einer Rolle und rolle ihn über deine Zeichnung. So schwächst du deine Vorzeichnung ab und bereitest das Papier optimal für die Aquarellfarben vor.
- Oder drücke den Radiergummi sanft auf die Vorzeichnung, um die Graphitteilchen zu entfernen. Diese Methode wende ich an. Man sieht dann sehr schön, wie die Linien im Radiergummi abgebildet sind. Durch das Kneten kannst du den Radiergummi dann wieder "säubern".
Radiere deine Bleistiftlinien am besten erst kurz bevor du mit dem Aquarellieren beginnst. Bei komplexen Motiven, wie zum Beispiel Blüten, radiere immer nur einen Bereich auf einmal, damit du nicht den Überblick verlierst. Für schmale, enge Bereiche kannst du den Radierer zu einer Spitze kneten.
Tipp 3: Aquarellbleistifte – Flexibel und vielseitig
Ein weiteres nützliches Tool sind Aquarellbleistifte. Ich habe sie für mich entdeckt, als ich die Malreise nach Havelberg 2019 vorbereitet habe und sie direkt jedem Teilnehmer in die Goodie Box gepackt. Diese Stifte arbeiten wie normale Bleistifte, sind aber wasservermalbar. Anders als ein schwarzer Aquarellbuntstift lassen sie sich komplett radieren und haben einen typischen Bleistiftabrieb.
Ein wichtiger Hinweis: Bei sehr hellen Bereichen solltest du vorsichtig sein, da der Stift wie gesagt wasserlöslich ist. Wenn du über die Linien malst, kann ein Grauschleier entstehen, der das Motiv trübt. Für Blumenportraits sind diese Stifte aus meiner Sicht daher weniger geeignet. Doch sie eignen sich perfekt für Schwarz-Weiß Motive und alle die gern Zeichnen und mit dem Pinsel Effekte erzeugen möchten.
Bild: Amazon / *Faber Castell
Möchtest du dieses Tulpenmotiv malen, dann habe ich hier eine GRATIS VORZEICHNUNG für dich. Melde dich gern für den youdesignme Newsletter an. Als Dankeschön erhältst du die Vorzeichnung und ein paar Tipps zur Umsetzung.
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Tipp 4: Aquarellbuntstifte und Polychromos für besondere Effekte
Du kannst auch mit Aquarellbuntstiften vorzeichnen, zum Beispiel von Faber Castell. Bedenke dabei, dass sich die Farbe des Stiftes beim Aquarellieren auflöst. Es empfiehlt sich daher, eine ähnliche Farbe wie die deines Motivs zu wählen. Kontrastfarben können jedoch auch sehr spannend sein, wenn sie später noch durchschimmern.
Alternativ kannst du auch Polychromos oder ähnliche Buntstifte verwenden. Diese lösen sich nicht auf und bleiben nach dem Aquarellieren sichtbar, was deinem Bild eine besondere Tiefe und Struktur verleiht.
Egal ob du florale Motive oder Landschaften malst – eine sorgfältige Vorzeichnung kann dir helfen, dein Aquarell auf das nächste Level zu heben.
Diesen Leuchtturm haben wir als Livestream im Mitgliederbereich gemalt - du kannst dir dort die Aufzeichnung ansehen. Und auch hier habe ich mit einer Vorzeichnung gearbeitet, die es auch als Download für dich gibt.
Nutze doch mal die kommenden Tage, nimm dir etwas Zeit um etwas zu malen und (neue) Techniken auszuprobieren bzw. deine Fähigkeiten weiter zu verfeinern. Falls du nicht im Mitgliederbereich bist, aber gern mit mir malen möchtest, dann schau gern mal auf meinem Youtube Kanal vorbei. Dort sind unter einigen Videos auch Links zu Abpausvorlagen, die du dir gern herunterladen kannst. Wie zum Beispiel auch für dieses Motiv hier (klick).
Hast du weitere Tipps, wie die Vorzeichnung verschwindet? Teile sie gern mit uns in den Kommentaren.
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Diese Landschaften gibt es als Set mit 4 verschiedenen Motiven, inkl. Abpausvorlagen und Referenzfotos ebenfalls im Mitgliederbereich und auch als Einzelkurs für dich.
Mit dem Einzelkurs hast du dauerhaften Zugriff auf die Videoanleitungen. Im Mitgliederbereich erwarten dich über 300 weitere Anleitungen für die Dauer deiner Mitgliedschaft.